SAP EHS - Schlüssel zur Sicherheit und Compliance in der Fertigungsindustrie
In der Fertigungsindustrie, insbesondere in den Bereichen Fahrzeugbau, Elektronik und Maschinenbau, sind Umwelt- und Sicherheitsanforderungen von zentraler Bedeutung. Unternehmen in diesen Branchen verwenden eine Vielzahl von Stoffen, deren sichere Handhabung und Verwaltung von entscheidender Bedeutung für den Betriebserfolg und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sind.
Verwendung von Gefahrstoffen in der Fertigung:
- Maschinenbau: Kühlmittel, Schmierstoffe, Reinigungsmittel.
- Fahrzeugbau: Lacke, Klebstoffe, Reinigungsmittel.
- Elektronikindustrie: Lösemittel, Ätzmittel, Flussmittel.
- Textilindustrie: Färbemittel, Fixiermittel.
- Möbelherstellung: Lacke, Klebstoffe.
Zentrale Herausforderungen im Umgang mit Gefahrstoffen:
Die Fertigungsindustrie sieht sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen im Umgang mit Gefahrstoff konfrontiert. Diese Herausforderungen umfassen eine breite Palette von Aspekten, von Sicherheits- und Gesundheitsrisiken bis hin zu regulatorischen und umweltbezogenen Anforderungen. Hier sind einige der zentralen Herausforderungen:
- Sicherheitsrisiken: Gefahrstoffe wie Säuren, Lösungsmittel und toxische Gase können schwerwiegende Sicherheitsrisiken verursachen, darunter Brände, Explosionen und gesundheitliche Beeinträchtigungen. Ein unzureichender Umgang oder eine unsachgemäße Lagerung dieser Stoffe kann zu gefährlichen Unfällen führen.
- Compliance und Regulierung: Die Einhaltung strenger gesetzlicher Vorschriften für den Umgang mit Gefahrstoffen ist komplex. Unternehmen sind dazu verpflichtet, alle relevanten Vorschriften zu erfüllen, was die korrekte Kennzeichnung, Dokumentation und Entsorgung von Gefahrstoffen einschließt. Bei Verstößen gegen die gesetzlichen Vorgaben drohen den Unternehmen strafrechtliche Konsequenzen sowie weitere rechtliche Schritte.
- Schutzmaßnahmen: Die Umsetzung wirksamer Schutzmaßnahmen, wie persönliche Schutzausrüstung (PSA) und Sicherheitsvorkehrungen, ist notwendig, um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen. Dies erfordert kontinuierliche Schulung und Überwachung.
- Umweltbelastungen: Der Umgang mit Gefahrstoffen und deren Entsorgung kann zu erheblichen Umweltbelastungen führen. Unsachgemäßer Umgang kann zu Boden- und Gewässerverunreinigungen führen, was zusätzliche Anforderungen an das Umweltmanagement stellt.
- Notfallmanagement: Für den Fall eines Unfalls oder einer Leckage müssen Unternehmen über effektive Notfallpläne und -verfahren verfügen. Eine schnelle Reaktion ist entscheidend, um Schäden zu minimieren und die Sicherheit von Menschen und Umwelt zu gewährleisten.
SAP EHS: Ein umfassendes System zur Bewältigung dieser Herausforderungen
Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert eine präzise Verwaltung und ein robustes System wie SAP EHS, um die Risiken effektiv zu steuern und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.
SAP EHS Management ist ein wesentliches Werkzeug entlang des gesamten Produktentstehungsprozesses in der Fertigungsindustrie und unterstützt insbesondere in folgenden Bereichen:
Produktentwicklung:
- Identifikation von Stoffen und Konformität bei der Materialauswahl: SAP EHS ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Stoffen und stellt sicher, dass diese den Umwelt- und Sicherheitsanforderungen entsprechen. Über integrierte Freigabeprozesse wird sichergestellt, dass lediglich konforme Materialien und Stoffe für die weitere Entwicklung und Produktion zugelassen werden. Dadurch werden gefährliche oder nicht zugelassene Stoffe von Anfang an ausgeschlossen, Risiken minimiert und regulatorische Vorschriften eingehalten.
- Risikobewertung und Substitution gefährlicher Stoffe: Die Software bietet die Möglichkeit, potenzielle Risiken zu bewerten und gefährliche Stoffe durch sicherere Alternativen zu subsituieren. Durch regelmäßige Benachrichtigungen kann die Software sicherstellen, dass die Substitution kontinuierlich überprüft wird. Dies gewährleistet, dass die verwendeten Stoffe stets den neuesten Sicherheitsstandards entsprechen und es fördert die proaktive Suche nach sichereren Alternativen im gesamten Produktlebenszyklus.
- Sicherheitsdatenblätter und Lieferantenauswahl: SAP EHS integriert Sicherheitsdatenblätter in den Entwicklungsprozess und stellt sicher, dass nur Lieferanten ausgewählt werden, die den Sicherheitsstandards entsprechen
Einkauf und Beschaffung:
- Sperrung der Bestellung von nicht zugelassenen gefährlichen Stoffen: Mithilfe von SAP EHS können Beschaffungen nicht zugelassener oder gefährlicher Stoffe durch automatisierte Sperrmechanismen unterbunden werden. Diese Funktion stellt sicher, dass Bestellungen lediglich für Materialien getätigt werden, welche den festgelegten Sicherheits- und Umweltstandards entsprechen.
- Lieferantenauswahl und -bewertung: Die Software kann die Bewertung und Auswahl von Lieferanten unterstützen, welche sichere und konforme Materialien liefern. Sie ermöglicht die Bewertung von Lieferanten anhand von Umwelt- und Sicherheitskriterien, um sicherzustellen, dass sie den festgelegten Standards entsprechen. Dadurch wird das Risiko reduziert, dass unsichere oder nicht konforme Materialien in die Lieferkette gelangen.
Lagerung:
- Einhalten von Vorschriften (Lagerklasse und Zusammenlagerung): Die Software hilft bei der Einhaltung von Lagerklassen und den Vorschriften bezüglich der Lagerklasse sowie der Zusammenlagerung gefährlicher Stoffe gemäß TRGS 510. Sie sorgt dafür, dass gefährliche Stoffe entsprechend ihrer Klassifikation gelagert werden und dass die Vorschriften zur sicheren Zusammenlagerung eingehalten werden. Dadurch werden Risiken minimiert und eine sichere Lagerung im Einklang mit den gesetzlichen Anforderungen gewährleistet.
- Gefahrstoffklassifizierung und Lagerplatzverwaltung: SAP EHS ist die ideale Lösung für die präzise Klassifizierung von Gefahrstoffen und die effiziente Verwaltung von Lagerplätzen. Die erforderlichen Einlagerungsdaten, die im Gefahrstoffstamm von SAP EHS hinterlegt sind, werden nahtlos an das SAP Extended Warehouse Management (EWM) weitergegeben. Diese Daten umfassen Lagerklassen, Lagerbedingungen und weitere relevante Informationen. Durch die Integration können diese Informationen in Echtzeit an mobile Geräte der Mitarbeiter übermittelt werden, um eine korrekte und sichere Lagerung der Gefahrstoffe gemäß den festgelegten Anforderungen sicherzustellen.
- Bestandsüberwachung: SAP EHS kann den Bestand an Gefahrstoffen überwachen, um eine sichere Lagerung zu gewährleisten und Risiken zu minimieren. Die effektive Bestandsführung ist entscheidend, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen, wie sie in der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) und der Störfall-Verordnung (12. BImSchV) festgelegt sind. Sie ermöglicht eine präzise Dokumentation und Berichterstattung, unterstützt das Notfallmanagement durch aktuelle Bestandsdaten, und sorgt für Kontrolle und Überwachung.
Transport:
- Vorschriftenerfüllung: SAP EHS gewährleistet die Einhaltung von Vorschriften für den Transport gefährlicher Güter (z.B. ADR, IATA, IMDG) und unterstützt die genaue Gefahrgutklassifizierung. Der Klassifizierungsschlüssel in der Software ermöglicht die Zuordnung von UN-Nummern und Gefährdungspotentialen in Abhängigkeit von Gefahrgutvorschriften. Dies stellt sicher, dass Materialien korrekt klassifiziert und gekennzeichnet sind, um den sicheren und gesetzeskonformen Transport zu gewährleisten.
- Erstellung von Beförderungspapieren: SAP EHS unterstützt bei der Erstellung der erforderlichen Beförderungspapiere für den Gefahrguttransport, indem es die entsprechend konfigurierten Gefahrgutprüfungen durchführt. Wenn diese Prüfungen aktiviert sind, starten sie automatisch beim Sichern eines Vertriebsbelegs und berücksichtigen dabei nur die prüfungsrelevanten Materialien des Versandbelegs. Die Gefahrgutprüfungen verwenden die Gefahrgutkennzeichen, um spezifische Texte auf den Beförderungspapieren auszugeben und berücksichtigen sowohl das Material als auch die geltenden Gefahrgutvorschriften, einschließlich Verkehrsträgertyp und Gültigkeitsraum. Dies gewährleistet die Einhaltung aller gesetzlichen Anforderungen und sorgt dafür, dass die Beförderungspapiere korrekt und vollständig erstellt werden.
- Verpackungsanforderungen und Gefahrgutprüfung: Die Software unterstützt die Einhaltung von Verpackungsvorschriften zur Gewährleistung der Transportsicherheit. Die notwendigen Informationen werden über den SAP EHS Gefahrgutstamm an das Extended Warehouse Management (EWM) übergeben, wo sie an die Kommissionierung weitergeleitet werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die Gefahrgüter korrekt verpackt und alle relevanten Gefahrgutkennzeichnungen, wie Gefahrensymbole und UN-Nummern, ordnungsgemäß angebracht werden. Die Gefahrgutprüfung erfolgt automatisch beim Sichern eines Transportbelegs und überprüft alle prüfrelevanten Materialien auf die gesetzlichen Anforderungen.
Die zentrale Rolle der Spezifikationsdatenbank und Stammdatenverwaltung in SAP EHS für ein effektives Gefahrstoffmanagement
Um eine Vielzahl von chemischen Stoffen und Materialien zu verwalten, bietet SAP EHS hierfür die notwendige Infrastruktur und unterstützt Unternehmen dabei, sämtliche relevanten Informationen strukturiert zu erfassen, zu verwalten und in verschiedenen Geschäftsprozessen zu nutzen.
Ein zentraler Aspekt dieser Verwaltung ist die Spezifikationsdatenbank, in der alle Informationen über Stoffe und Materialien gesammelt werden, sowie die Stammdatenverwaltung, die diese Informationen für die praktische Anwendung in verschiedenen Geschäftsprozessen aufbereitet.
- Strukturierte Datenerfassung: Die Spezifikationsdatenbank bildet das Herzstück der Datenverwaltung in SAP EHS und fungiert als zentrale Ablage für alle relevanten Informationen zu chemischen Stoffen und deren Eigenschaften. Dazu zählen die chemische Zusammensetzung, physikalische Eigenschaften, Gefährlichkeitsmerkmale sowie gesetzliche Klassifizierungen. Ein wesentlicher Vorteil dieser Datenbank liegt darin, dass alle im Unternehmen verwendeten Materialien mit den entsprechenden Stoffinformationen in der Spezifikationsdatenbank verknüpft sind. Ein zentrales Element dieser Datenbank ist der Eigenschaftsbaum, der es ermöglicht, Stoffinformationen in einer übersichtlichen hierarchischen Struktur zu organisieren. Dieser Eigenschaftsbaum kann flexibel an die spezifischen Anforderungen eines Unternehmens angepasst werden, zum Beispiel so, dass er den Aufbau eines Sicherheitsdatenblatts (SDB) widerspiegelt.
Globale und lokale Vorschriften: Berücksichtigung des Gültigkeitsraums
Berücksichtigung des Gültigkeitsraums ist für SAP EHS von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die in der Spezifikationsdatenbank gespeicherten Informationen den unterschiedlichen globalen und lokalen Vorschriften entsprechen. Der Gültigkeitsraum ist ein zentrales Element, das eine präzise fachliche Trennung der Daten ermöglicht. Im EHS-Eigenschaftsbaum wird für jeden Merkmalwert der Gültigkeitsraum angegeben.
Dies bedeutet, dass derselbe Stoff je nach Werk, Region und Vorschrift unterschiedliche Bewertungen und Klassifikationen aufweisen kann. Ein typisches Beispiel hierfür sind die EUH-Sätze, die nur innerhalb der EU verwendet werden dürfen und in anderen Regionen keine Relevanz haben. Diese differenzierte Betrachtung gewährleistet die Einhaltung aller relevanten Vorschriften und minimiert das Risiko von Regelverstößen.
- Stammdatenverwaltung: SAP EHS unterscheidet zwei wesentliche Arten von Stammdaten für das Gefahrstoffmanagement: Gefahrstoffstammdaten und Gefahrgutstammdaten. Beide sind essenziell für die korrekte Handhabung von Materialien sowohl in der Lagerung als auch beim Transport. Die Gefahrstoffstammdaten enthalten alle relevanten Angaben zur sicheren und regelkonformen Lagerung von Gefahrstoffen. Diese Daten stammen aus der Spezifikationsdatenbank und umfassen unter anderem die Lagerklassifizierung eines Materials. Diese Klassifizierung legt spezifische Anforderungen an die Lagerbedingungen und die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen fest, um eine sichere Lagerung zu gewährleisten. Die Gefahrgutstammdaten beziehen sich auf die Vorschriften für den Transport von Gefahrgütern. Sie enthalten wesentliche Informationen wie die UN-Nummer zur Identifikation der Gefahrgüter, sowie Details zu Transportvorschriften wie ADR und IATA. Zudem beinhalten sie die notwendigen Informationen für die Erstellung von Beförderungspapieren, einschließlich Versanddokumenten und Gefahrgutaufklebern. Dadurch wird sichergestellt, dass Materialien ordnungsgemäß gekennzeichnet, verpackt und transportiert werden. Die genannten Stammdaten gewährleisten somit die sichere Lagerung und den vorschriftsmäßigen Transport von Gefahrstoffen.